Unter unserer Würde
Ulrike Helms
Wieder ist ein Dorf vorübergezogen. Die Fahrt kommt mir ewig vor. Hatten wir ihnen denn nicht eindeutig zu verstehen gegeben, wo das Problem lag?
Mit Worten war ja nichts zu holen. H2O in den Sand zu schreiben hielt ich für eine wirklich gute Idee. Irre, mit was für einer Faszination sie am Auto klopften, schraubten, drehten, während ich immer wieder und immer lauter und immer genervter auf die chemische Formel zwischen Ameisen und mickrigen Grasbüscheln aufmerksam machte.
Wenn ich es mir recht überlege, mussten wir sie fast zwingen, die Köpfe aus dem Motorraum zu ziehen. Die Köpfe, an denen lange zauselige Bärte hängen. So wie ich mich erinnere, haben sie sich doch irgendwann herumgedreht und die Botschaft registriert.
Oder doch nicht? Ich bin mir nicht mehr sicher. Dabei ist doch nur der Schlauch defekt. Das wissen wir längst. Der Kühlerschlauch. Erst dachten wir, der Kühler selbst hätte ein Leck, aber das Wasser entweicht erst nach längerer Fahrt und dann heißt es auch sofort anhalten, wenn die Kiste qualmt und an Ort und Stelle die Nacht verbringen, so wie die letzte, auf einer kleinen feuchten Wiese am Waldrand. Ein wundervoller Flecken, nur wären wir beinah gestorben vor lauter Mücken.
Dann standen sie da. Mit ihren haarigen Gesichtern. Diese vier Hünen mit ihrem Forstfahrzeug, direkt neben unserem Zelt, am frühen Morgen, mitten in der Pampa. Keine Ahnung, wo die plötzlich herkamen. Die waren zu viert und wir auch und zu viert ist man ja eine Gruppe, eine recht große Gruppe. Wir lagen noch im Zelt, als das Motorengeräusch näher kam. Nuss sprang gleich raus und begrüßte sie freundlich.
Vielleicht zu freundlich. War das der Fehler? Ich bin gleich hinterher, deutete auf unser Auto und dann ging es auch sofort los.
Jetzt sitzen wir hier. Stocksteif, starrend und schweigend, wie auf der Kirchenbank. Audrey und Birte vorne, Nuss und ich hinten. Eine bedrückende Stille. So still war es noch nie. Vielleicht mal in der Nacht, aber da waren wir müde und mussten schnell in die Puszta, weil es hieß, dass ein Endlager undicht sei. Wir fuhren durch menschenleere Städte und Industriegebiete, die wie aus dem Nichts plötzlich grell beleuchtet vor uns auftauchten, sowie hier ständig irgendetwas aus dem Nichts urplötzlich auftaucht. Wir dachten schon an Evakuierung. So viel Menschenleere gibt es selten.
Nach Stunden ein Pförtnerhäuschen mitten im Irgendwo. Nuss und Audrey sind hin, um den massigen, bleichen, schwitzenden Mann, der zwischen Rückwand und Fenster klemmte, nach dem Weg zu fragen und wären fast von einem Köter angefallen worden, der ohne Vorwarnung aus dem Dickicht schoss.
Wir erfuhren nichts. Der Mann blieb stumm, bewegungs- und regungslos wie unter Schock, so wie wir gerade. Nur einmal, ganz kurz, erhob er seinen Blick, der nichts versprach, ins Leere traf. Das war gruselig, aber auf eine Art, die wir mitnehmen wollten.
Ohne Richtung ging es dann weiter, bloß weg von dem Endlager. Wir konnten aber nur langsam fahren, weil die Absätze am Straßenrand so hoch waren und die Nacht stockfinster. Wir waren zu viert und so fühlte es sich auch an. Keine Gang, aber vier Mädchen. Vier an der Zahl.
Vier sind wir immer noch. Aber vier gegen vier. Zwei vorne und zwei hinten. Wie die da vor uns. Mein Herz schlägt mir bis zum Halse. Ich friere und schwitze gleichzeitig und habe keine Idee, wie wir aus der Sache wieder rauskommen sollen.
Die beiden Typen auf dem Rücksitz drehen sich feixend um. Mir kommt es so vor, als ob die Stille noch stiller geworden wäre. Vielleicht ist es der Atem, der nun stockt. Bislang ist immer alles gut gegangen. Intuition, Glück, Zufall? Leichtsinnig waren wir nie. Auch nicht in diesem Fall. Der Waldschrataufzug hat uns belustigt. Es gab nichts zu ahnen.
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