Clara Viebig
verh. Cohn, geboren als Clara Emma Amalia Viebig am 17.07.1860 in Trier als drittes Kind in gutbürgerliche Verhältnisse. Als Nachzüglerin (die beiden Brüder sind wesentlich älter, der eine wird als Epileptiker dauerhaft klinisch betreut) und Tochter eines demokratisch engagierten Oberregierungsrats und einer Pfarrerstochter wird die leidenschaftliche Leserin früh von den Eltern gefördert. Als Achtjährige Umzug nach Düsseldorf, Besuch einer Schule für höhere Töchter. Schon als Teenager liest sie in Heines Geburtsststadt Heine, Heyse, Raabe, Storm, Hugo, Balzac, später Maupassant und Zola, die sie stark beeinflussten, genießt eine umfangreiche, humanistisch geprägte Bildung, regelmäßige Theaterbesuche inklusive. Als sie Anfang zwanzig ist, stirbt der Vater. Umzug mit der Mutter nach Berlin, da beide sich dort bessere Möglichkeiten des Broterwerbs für junge Frauen und Witwen ohne klassischen „Ernährer“ versprechen. Clara studiert Gesang an der Musikhochschule, gibt Unterricht. Aus finanzieller Not verfasst sie zudem als C. Fiebig Beiträge für Tageszeitungen, darunter das Feuilleton des Fontane-Verlags. Dort verliebte sie sich in den vier Jahre jüngeren jüdischen Verleger und Verlagsteilhaber Friedrich Theodor Cohn, der ihre Arbeit fördert, jahrelang publiziert. 1986 Liebesheirat, 1987 Geburt des Sohnes Ernst & literarischer Durchbruch. Landesweit populär und für konservative Kräfte zur „Skandalautorin“ wird sie 1899/1900 mit dem Roman „Weiberdorf“. Während des 1.Weltkriegs entwickelt sich die mittlerweile als Erfolgsautorin in einer Zehlendorfer Villa residierende Autorin von einer Patriotin hin zur scharfen Kriegskritikerin. Die Inflation führt in den 20er-Jahren zum Verkauf des Verlags. 1935 schreibt Clara ihr letztes Buch, das NS-Regime lässt sie verstummen. Ihr Sohn flieht als Halbjude nach Brasilien, sie folgt 1936 nach dem Tod ihres Mannes. Kommt in der Fremde nicht zurecht, kehrt zurück. Das kurzzeitige Neuauflegen ihrer Heimatromane 1939/40 markiert sie für Jahrzehnte als vermeintlich reaktionäre Schriftstellerin. 1952 stirbt sie mit 92 Jahren verarmt in Berlin.
Werke (Auswahl): Kinder der Eifel (Novellen, 1897), Es lebe die Kunst! (Roman, 1899), Das Weiberdorf (Roman, 1900), Die Wacht am Rhein (Roman, 1902), Der Kampf um den Mann (Dramenzyklus, 1905), Töchter der Hekuba (Roman, 1917), Menschen und Straßen (Großstadtnovellen, 1923), Die Schuldige (Novelle, 1927), Der Vielgeliebte und die Vielgehasste (Roman, 1935)