Franziska zu Reventlow

geboren am 18.05.1871 in Husum, gestorben am 26.07.1918 in Locarno. Fanny Liane Wilhelmine Sophie Adrienne Auguste Comtesse zu Reventlow – so ihr ganzer Name – ist ein lebhaftes und eigensinniges Mädchen. Die Erziehung zur „höheren Tochter“ verweigert sie, lässt ihr Temperament auch im „Freiadligen Magdalenenstift“ zu Altenburg nicht brechen. 1889 zieht die Landratsfamilie nach Lübeck, wo Franziska gemeinsam mit ihrem Bruder den Literaturzirkel „Ibsenclub“ besucht, der für damalige Verhältnisse subversive Literatur wie Ibsen, Turgenjew, Dostojewskij, Tolstoi und Zola diskutiert. Um dem Elternhaus zu entkommen, absolviert sie 1892 das Lehrerinnenexamen in Lübeck und geht nach Hamburg. Dort Verlobung mit dem Gerichtsassessor Walter Lübke, der ihren Wunsch, Malerin zu werden unterstützt und ihr ein Kunststudium in München finanziert. 1894 heiratet sie Lübke, verschweigt ihm jedoch Schwangerschaft und Fehlgeburt. Es folgen Depressionen, 1896 die Scheidung, darauf ein Zusammenbruch und längerer Krankenhausaufenthalt. Franziska lebt in München Schwabing als ein Fixstern der Bohème. Ihren Lebensunterhalt verdient sie mit Übersetzungen für den Albert Langen Verlag, Herausgeber des Simplicissimus, als Glasmalerin, Model, bessere Prostituierte und betreibt eine Weile ein Milchgeschäft. Ihre Lebensverhältnisse sind durchweg prekär, Geldnot und Pfändungen Alltag. Franziska pflegt unterdessen in Schwabing Kontakt mit zahlreichen Künstler*innen aller Sparten, darunter Rainer Maria Rilke, Stefan George, Alexej Jawlensky und Marianne von Werefkin und hat dazu zahlreiche Liebesbeziehungen u.a. mit dem Schriftsteller Karl Wolfskehl und dem Philosoph Ludwig Klages, der die Vormundschaft ihres 1897 geborenen Sohns Rolf übernimmt. Von 1903 – 1906 lebt Franziska mit dem Maler Bohdan von Suchocki und dem Schriftsteller Franz Hessel zusammen. In dieser Zeit kommt es zu einer tödlichen Frühgeburt von Zwillingsmädchen. Franziska versucht weiterhin den Durchbruch als Malerin, was ihr nie gelingt. Dafür ist sie einigermaßen erfolgreich mit Romanen, Erzählungen, Novellen, die bei Albert Langen erscheinen sowie mit Satire u.a. für den Simplicissimus. 1910 zieht sie nach Ascona an den Lago Maggiore. Ihre prekäre finanzielle Situation bleibt derweil bestehen. Dem Ersten Weltkrieg, Patriotismus und Kriegsbegeisterung steht Franziska so kritisch gegenüber, dass sie ihren 1916 eingezogenen Sohn im gleichen Jahr zur Desertion bewegt. 1918 stirbt sie an den Folgen eines Fahrradunfalls.

Werke u.a.: Das gräfliche Milchgeschäft (Novelle, 1897), Das Männerphantom der Frau (Essay, 1898), Viragines oder Hetären? (Essay, 1899), Ellen Olestjerne (Roman, 1903), Von Paul zu Pedro (Amouresken, 1912), Herrn Dames Aufzeichnungen (Roman, 1913), Der Geldkomplex (Roman, 1916), Das Logierhaus zur schwankenden Weltkugel und andere Novellen (1916).

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