Lou Andreas-Salomé
geboren am 12.02.1861 in St. Petersburg, gestorben am 05.02.1937 in Göttingen, war eine deutsche Schriftstellerin und Psychoanalytikerin. Sie studiert in Zürich Theologie, Religionsgeschichte und Philosophie. Aufgrund eines Burnouts bricht sie ihre Studien ab und reist mit der Mutter nach Rom. Dort lernt sie im Umfeld der Schriftstellerin Malwida von Meysenbug und ihres Salons die Philosophen Friedrich Nietzsche und Paul Rée kennen. Beide machen ihr Heiratsanträge, die Lou ablehnt – sie wiederum schlägt eine platonische Dreierbeziehung vor, die wiederum Nietzsche und Rée zurückweisen. 1882 zieht sie trotzdem mit Rée in eine 2-er WG in Berlin. Lou finanziert sich ab da an selbständig durch das Schreiben von Romanen, Rezensionen, Kritiken, Essays. 1887 heiratet sie unter der Bedingung einer rein geistigen Beziehung den Iranisten Friedrich Carl Andreas, nachdem er vor ihr einen Selbstmordversuch durchgeführt hat. Die freundschaftliche Beziehung der beiden dauert bis zum Tod des späteren Göttinger Professors 1930. Im Jahr 1896 trifft Lou den noch unbekannten Rilke, sie verlieben sich. Es folgen gemeinsame Reisen nach Russland, er zieht für sie nach Berlin und ändert seinen Vornamen von René in Rainer. Die Liebesbeziehung der 35-Jährigen und des 21-Jährigen dauert 4 Jahre, danach bleiben sie sich freundschaftlich verbunden. Lou ist mit vielen Künstler*innen ihrer Zeit bekannt, eine gute Freundin in Berlin ist die Schriftstellerin Frieda von Bülow, ein wichtiger Einfluss der „Friedrichshagener Dichterkreis“. Trotz Freiheitsdrang und Selbständigkeit schließt Lou sich nicht der Frauenbewegung an, sondern ist von einem rückwärtsgewandten Frauenbild geprägt, das die Frauenrechtlerin Hedwig Dohm entsetzt in ihrer Schrift „Die Antifeministin“ behandelt, da es u.a. Frauen als dem Mann unterlegen und nicht zu einem eigenständigen Werk auf Augenhöhe fähig betrachtet. Die Self-fulfilling Prophecy wirkt. Genauso wie die damalige Psychoanalyse. Ab 1911 befasst Lou sich intensiv mit der Psychoanalyse, studiert ab 1912 bei Sigmund Freud, verkehrt zeitweise als einzige Frau in dessen engstem Kreis. Ab 1915 schreibt und arbeitet sie als Psychoanalytikerin in Göttingen. Der ständige Austausch mit Freud und Familie bleibt bis zu ihrem Tod 1937 bestehen. Lou stirbt versorgt von der 1933 adoptierten Maria Apel, Tochter ihrer einstigen Wirtschafterin. Kurz nach Lous Tod beschlagnahmt die Gestapo ihre Bibliothek.
Werke u.a.: Friedrich Nietzsche in seinen Werken (1894), Ruth (Erzählung, 1895), Ma (Roman, 1901), Im Zwischenland. Fünf Geschichten aus dem Seelenleben halbwüchsiger Mädchen (1902), Die Erotik. Vier Aufsätze (1910), Die Stunde ohne Gott und andere Kindergeschichten (1922), Rainer Maria Rilke (1928).